Es war und ist eine Herkulesaufgabe für die Regierung von Singapur, die vielen Traditionen und kulturellen Normen des Vielvölkerstaates unter einen Hut zu bringen. Die zahllosen Einwanderer aus den unterschiedlichen Regionen Chinas und aus Südindien brachten ebenso unterschiedliche Bräuche mit wie die Einwanderer aus der näheren Umgebung wie der malaysischen Halbinsel und den indonesischen Inseln. Dazu kamen die Einflüsse der arabischen Händler und natürlich der britischen Kolonialherren. Bis heute gibt es in Singapur vier offizielle Sprachen: Mandarin-Chinesisch, Englisch, Malaiisch und Tamilisch. Englisch hat sich dabei auch nach der Unabhängigkeit als wichtigste Geschäftssprache erhalten und wird von allen Bevölkerungsgruppen gesprochen. Dazu hat sich eine eigene Form des Englischen entwickelt, das sogenannte „Singlisch“, in dem alle vier Sprachen zusammengeflossen sind.
Bräuche in Singapur
Da der größte Teil der Bevölkerung Singapurs chinesische Wurzeln hat, sind die Traditionen des Landes entsprechend stark chinesisch geprägt. Dazu gehört beispielsweise , dass den Älteren stets Respekt gezollt wird und dass es kaum etwas schlimmeres gibt als das „Gesicht zu verlieren“. Gerade westliche Wutausbrüche sind bei den Chinesen gefürchtet, denn sie führen nicht nur dazu, dass der tobende Tourist das Gesicht verliert, sondern auch der chinesische „Empfänger“ des Wutausbruchs. Mit Höflichkeit, Ruhe und einem Lächeln kommen Besucher daher wesentlich weiter. Wenn Sie mehr zu den Verhaltensregeln von Singapur erfahren möchten, dann klicken Sie hier.
Kiasu – Singapurs Way of Life
Im Westen oft schwer zu verstehen, ist das in China übliche und offen dargestellte Streben nach Wohlstand und Ehre, das asiatische Schüler seit Jahrzehnten so gut in internationalen Schulvergleichen dastehen lässt. Der Inselstaat versteht sich als klassenlose Gesellschaft, in der es jeder mit Fleiß und Ehrgeiz zu Wohlstand und Respekt bringen kann – egal, welcher ethnischen Gruppe er angehört und wer seine Eltern sind.
In Singapur hat sich daraus ein „Kiasu“ genanntes Konzept entwickelt, das sich mit „Angst zu verlieren“ übersetzen lässt. Kiasu löst bei den Einwohnern der Insel einen ungebremsten Ehrgeiz aus, um nur ja nicht zu verlieren – im Berufsleben, bei Verhandlungen, in der Schule oder im Sport. Allerdings ist Kiasu auch in Singapur selbst nicht unumstritten: Die einen glauben, dass Kiasu die Einwohner zu Hochleistungen ansport, die anderen denken dagegen, das es zu einer kalten, ehrlosen Gesellschaft führt, in der jeder nur an sich selbst denkt.
Kultur bzw. Traditionen im Inselstaat
Jede ethnische Gruppe in Singapur hält ihre eigenen Kultur und deren Traditionen hoch und entsprechend bunt gibt sich auch der Kalender bei den Feiertagen bzw. Festen: Zu den offiziellen Feiertagen gehören das chinesische Neujahrsfest ebenso wie das hinduistische Lichterfest Deepavali, das muslimische Hari Raya Puasa (bei uns als Zuckerfest oder Eid al-Fitr bekannt) und das christliche Weihnachten. Ein Fest für alle ist der Nationalfeiertag am 9. August, der mit großen Paraden, Parties und Konzerten begangen wird.
Der größte gemeinsame Nenner der unterschiedlichen Ethnien ist die Liebe zum Essen. Die Hawker Center der Insel, in denen etliche Garküchen zusammenkommen, genießen in ganz Asien und darüber hinaus einen hervorragenden Ruf. Chinesische, malaiische, indonesische und tamilische Einflüsse wurden hier zusammengerührt und brachten zahlreiche neue Gerichte hervor, darunter die mittlerweile weltweit bekannte Laksa-Suppe. Das Singapore Food Festival lockt jedes Jahr im Juli Foodies aus aller Welt an, die sich einen Monat lang durch zahllose Garküchen und Restaurants futtern können.
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Das Kulturleben der Insel
Besucher finden in Singapur eine riesige Auswahl an traditionellen kulturellen Veranstaltungen von der chinesischen Oper bis zum indonesischen Gamelan-Orchester und unterschiedlichen Museen. Einen Mix aus westlicher und östlicher Kultur bieten die Esplanade Theatres on the Bay. Ausländische Kultur hat es jedoch nicht immer leicht und die Regierung zensiert gerne einmal „obszöne“ Darbietungen, bei denen zu viel Haut gezeigt wird. Auch Darbietungen, die ethnische oder religiöse Gefühle verletzten könnten und den Zusammenhalt des Vielvölkerstaates gefährden, fallen oft der Zensur zum Opfer.